Wien in der Adventszeit

 


Natuerlich ist Wien adventlich geschmueckt und illuminiert und natuerlich sind wir wie im Vorjahr die Weihnachtsmaerkte 'abgelaufen' und haben 'Haferln' gesammelt. Einige der folgenden Bilder sind denn auch schon 2011 entstanden und in dem einen oder anderen Kapitel auch schon aufgefuehrt - sei's drum.


Den maechtigen Ansturm von Reisebussen aus dem Inland und den benachbarten Auslandsregionen baendigt die Stadtverwaltung dadurch, dass schon in den aeusseren Stadtbezirken 'Einfahrtgenehmigungen' kontrolliert werden. Die Genehmigungen muss sich der Veranstalter jeweils per Internet geben lassen, damit darf der Bus bestimmte 'Halteplaetze' anfahren und erhaelt Hinweise zu seinem weiteren Parkplatz nachdem 'Ausladen'.


Jedes Jahr gibt es laut Zeitungsrundfrage den Topweihnachtsmarkt. Am meisten frequentiert sind natuerlich die Innenstadtmaerkte u.a. auf dem 'Rathausplatz' - hier sind unterschiedliche farbige Lampions in den maechtigen Baeumen aufgehaengt, mehrere Lichter-Tore fuehren in/aus dem Park. Gegenueber vom Burgtheather stehen in 2012 wieder vier grosse Adventskerzen. Zum Aerger der Wiener durften sie aus 'verkehrstechn. Gruenden' 2011 nicht aufgestellt werden.  


Auf dem Karlsplatz wird der grosse Brunnen zum Streichelzoo, der Markt steht auch immer unter einem sozialen Motto. Der Markt auf dem Platz 'Am Hof' ist wegen einer 'Baustelle' und 'Fassaden-Verkleidung' eines ehem. 'Historismus Palais' zum Hotel/Bank Prachtbau nicht so besonders 'romantisch'. Auf der 'Freyung' gibt es analog zum Ostermarkt auch zu Weihnachten einen kleinen Handwerkermarkt.


Stimmungsvoll in der Abenddaemmerung sind dagegen die Weihnachtsdoerfer vor Schloss Schoenbrunn und vor dem oberen Belvedere Schloss. Der Markt vor Schloss Schoenbrunn 'lebt' natuerlich von der Schlossfassade. Die meisten Touristen werden hierher gekarrt. Dagegen ist das Weihnachtsdorf vor der Fassade vom oberen Belveder Schloss nicht so 'ueberlaufen'. Im riesigen Wasserbassin vor dem Schloss spiegeln sich einige hier hinein aufgestellte Leuchtsterne. Schulklassen stellen hier ihre 'im Unterricht' geschmueckten Baueme aus. Uns gefaellt dieser Markt eigentlich am besten.


Und dann sind  da natuerlich noch der Markt im Prater oder der Markt zu Fuessen von Maria Theresia zwischen den riesigen Museumsbauten KHM und NHM. In letzterem Markt schieben sich die Menschen. Da ist der weite Platz im Museumsquartier 'ruhiger'. In Iglus nachempfundenen 'Eishallen' wird ausgestellt und ausgeschenkt, dazu gibt es noch die doch sehr teure Moeglichkeit zum Curling, dem Eisstockschiessen.


Der Stephansdom hat Aussen und Innen wieder eine farbige Lichtinstallation erhalten - an vielen Tagen gibt es vorweihnachtliche vokale und instrumentale Konzerte - bei 'normaler Konzertlaenge' wird es dann doch ganz schoen kalt.  Aussen wird von der Diozoese jedes Jahr ein 'eigener' Markt veranstaltet, kombiniert mit div. Sammelaktionen. Den taeglichen Rummel aussen verstaerken fast taeglich Demonstranten jeglicher Coleur.


Auch bei Kaelte sind Fiakerfahrten beliebt. Die Kutschpferde tun uns immer wieder maechtig leid in der Verkehrsdichte und dem Abgasmief. Da hat es uebrigens in diesem Jahr wieder verstaerkte 'Auflagen' gegeben fuer Kutschpferdhaltung, Ruhephasen, med. Untersuchungen, Arbeitszeiten und 'verschaerften Kutscherfuehrerschein'.


Es macht einfach Spass - trotz der vielen Menschen - durch die erleuchteten Strasse zu schlendern.


 

RWo, 05.12.2012

Wien Abendspaziergaenge

 


Am Abend durch Wien zu 'wandeln' macht bei den vielen angestrahlten Prachtbauten durchaus Spass. Karlskirche, Albertina, Michaeler Platz, Heldenplatz, Schloss Schoenbrunn, Belvedere, Schottenkirche, Rathaus und Burgtheater, Parlament und Opernhaus. Von den 5Sternehotels der Ringstrassen faellt uns immer wieder das Imperial auf, vielleicht wegen der vielen Staatsbesuche in glorreichen und nicht so glorreichen alten Zeiten - es ist auch heute noch haeufig 'Staatsquartier'.


Auch die zahlreichen Innenhoefe und Durchgaenge und die Blicke in erleuchtete Hauseingaenge haben im Dunklen durchaus ihren Reiz. Im Sommer ist der weite Innenraum des Museumsquartier genauso wie andere 'Schanigaerten' stark besucht. Die riesige Fassaden der einzelnen Museen werden dann oft von Grossdiabildern der ausgestellten Kunst angestrahlt. Vor dem Stephansdom wird das Pflaster durch die Lichtinstallation von Frau Coelln bunt.


Imposant sind auch die Licht-Spiele an den Hochhaeusern am Donaukanal. Im Belvedere-Restaurant des Sofitel Turms und dem Design-Haus ist aussergewoehnliche Deckenkunst angesagt. Das Aussichtsrestaurant im Sofitelhotel werden wir wohl erst zum Abschluss unseres Wienaufenthalts besuchen, bis dahin sollten wir ausreichend Euros angespart haben. Die Decke des Design-Hauses ist allerdings auch ohne Verzehr anzusehen - imposant und beeindruckend ist das Lichkunstwerk der Kuenstlerin Pipilotti Rist: ein Ausblick nach oben in ein Phantasten-Aquarium. Ubrigens die Design-Geschaefte ( das Stilwerk ) sind auch so einen Bummel wert und das Cafe eine Ruhepause. Im dreigeschossigen Innenraum haben uns 2011 die 'haegende' Stuhlausstellung besonders gefallen. Auch das Hundertwasser Haus ( muss nach Urheber-Gerichtsbeschluss jetzt offiziell - nach dem Architekten -  nun 'Krawina-Hundertwasser Haus' genannt werden ) macht sich im Dunkeln gut.


Natuerlich lockt auch der Prater, besonders bei den Sommer/Winter Feuerwerken. 'Ausruhen mit Weissspritzer' ist gerade in den haeufig sehr warmen Sommermonaten ein angenehmer Zeitvertreib im Museumsquartier oder im/vor dem Palmenhaus bzw. im von uns sehr gern besuchten Cafe Schwarzenberg. In der Daemmerung ist natuerlich der 'Graben' auch eine beliebte Freilichtbuehne.


Ebenfalls macht es Spass durch die Parkanlagen des Zentrums kurz vor Schliessung zu 'wandeln' - Stadtpark und Volkspark sind da unserere beliebtesten 'Durchgaenge', ein Gruss an den 'Gold-Stani' und ein Weisspritzer auf der Terrasse des  Kursalons eingeschlossen. Etwas gespenstig erscheinen im Dunklen die winterfest gemachten Rosenstoecke vor dem Theseus-Tempel. 


An manchen Abenden, wenn sich z.B. stuermische Zeiten ankuendigen, ergeben sich fuer den passionierten 'Sonnenuntergangsstimmungen liebenden' Schnappschuss-Fotografen 'tolle' Motive.  

RWo, 12.11.2012

Wiens Stolz - die Pferde der Hofreitschule

 


Die Wiener Hofreitschule ist die einzige Institution an der die klassische Reitkunst aus der Renaissance seit ueber 4,5 Jahrhunderten bis heute gehegt und gepflegt wurde. Seit 2010 gehoert diese klassische Reitkunst und die 'Hohe Schule' in Wien zum immateriellen Weltkulturerbe.


Wie an jedem Fuerstenhof seit dem 16. Jahrhundert, so gab es auch in Wien eine Reitschule fuer das Herrscherhaus. Da das 'Pferd an sich' ja das einzige Fortbewegungsmittel seit Jahrhunderten weltweit war, gab es natuerlich ueberall 'Gestuete' die fuer Nachwuchs sorgten. Im 15./16. Jahrhundert besann man sich besonders am Wienerhof der 'Hohen Schule' der Reitkunst. Besonders in Spanien gab es Pferde und Reiter die sich darin besonders auszeichneten. Unter Ferdinand I , der ja in Spanien gross geworden war, wurden spanische Pferde auch in den Habsburger Residenzen Mode. Spaeter kamen die span. Pferde dann nicht mehr den langen und beschwerlichen Weg direkt aus Spanien, sondern aus 'naeher' gelegenen habsburgischen Reichsteilen wie z.B. Neapel oder Oberitalien.  Erzherzog  Karl gruendete 1580 ein eigenes Gestuet im heute slowenischen Lipiza, hier wurden dann im Laufe der Jahre die heute so beruehmten weissen Lipizaner gezuechtet.


Die heutige Stallburg in der Hofburg war als Fuerstenpalast geplant und gebaut, wurde aber als solcher nie richtig genutzt. In den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts wurden dann das Erdgeschoss zu Stallungen umgebaut. Der Palast-Innenhof, spanischem Baustil der damaligen Zeit entsprechend, wurde so zu einem 'Pferdehof' auf den die herrlichen Pferde aus ihren Boxen herausschauen koennen  - auch heute noch  zur Freude der heutigen Touristenscharen. Gut hundertfuenfzig Jahre spaeter, nachdem 'Pferdevorfuehrungen' immer mehr in Mode gekommen war, wurde in der Hofburg von Kaiser Karl VI ein Winterreitsaal gebaut - in dem finden auch heute noch Morgenarbeit und Reitschulvorfuehrungen statt. Es soll einer der weltweit schoensten Reitsaele sein. 


Nachdem ersten Weltkrieg wurde die Reitschule oeffentlich zugaenglich gemacht, ueber die weitere 'Nutzung' wurde lange heftig gestritten. Tourneen in Europa machten die Pferde und Ihre Reitschule bekannt. Sie blieb auch nach dem Anschluss 1938 erhalten. Die Pferde waren dann  waehrend des Weltkrieges II evakuiert. Seit 2001 ist die Spanische Hofreitschule mit den beiden Gestueten ( in Piper und in Heldenberg ) eine eigene Bundesgesellschaft. Im Sommer 'duerfen' die 'weissen Riesen' in die Ferien auf Weiden im Gestuet Heldenberg, im Wechsel sind Stuten mit ihren Fohlen aus dem Gestuet Piper zu Besuch in der Hofburg. Seit Neuestem wird nach Abreise der Pferde in die Sommerfrische in allen Raeumen der Hofreitschule ein aufwaendiger Festball veranstaltet - selbstverstaendlich werden die Ehrengaeste dann in Fiakern vorgefahren, Reitschulpraesidentin und Bundespraesident im Lippizaner-Fiaker.


In Wien macht auch die Global Champions Tour  der Spring- und Dressurreiter Station. Ein maechtiger Reittunierplatz wird direkt vor dem Rathaus aufgeschuettet. Immerhin hiess das Motto der Tour 'Pferd findet Stadt'. Alles was Rang und Namen in diesem Pferdesport hat, tritt in verschiedenen Tunieren an. Einer der Hoehepunkte waehrend des letzten Tuniertages sollte in diesem Jahr eine Vorfuehrung der Hofreitschule sein, dem entsprechend kostenintensiv waren die Tribuehnenpreise.


Zur Probe sollten die Lipizanerhengste von der Hofburg 'zu Fuss' zum Rathausplatz gefuehrt werden, das anschl. Training oeffentlich und kostenfrei sein. So wurde es in den Tagesblaettern und im Internet gross angekuendigt. Nun hatte sich allerdings eine maechtige Schlechtwetterfront angesagt, sodass die Pferdeverantwortlichen beschlossen auf den Fussmarsch der Pferde zu verzichten. Das stand dann aber nur ganz klein in einer der kostenlosen Boulevardblaetter und versteckt im Internet. So warteten laengs der angekuedigten Pferderoute Massen von Menschen vergebens.


Auch das so gross angekuedigte kostenfreie Training war eigentlich eine grosse Organisationspanne.  Viele Zuschauer 'stuermten' die Tribuehnen, denn es gab eigentlich keine Security. Ein Organisationsleiter versuchte mit lauter Stimme ( ohne Mikrophon bzw. Megaphon ) die vielen Menschen wieder von den Tribuehnen herunter zu komplimentieren. Man hatte naemlich die Termine fuer Bau- und Sicherheitsabnahme erst nach dem Termin fuer das Pferdetraining bekommen -  solche Terminprobleme mit den entsprechenden Aemtern hatte ich bei eigener frueheren beruflichen Gast-Wiener Taetigkeit selbst erlitten - und man befuerchtete nun maechtige Auseinandersetzungen und Strafen der staatl./staedt. Bauaufsichtsbehoerden. Letztendlich half da nur der Abbruch des Pferdetrainings, sodass sich die vielen Zuschauer rechtzeitig vor Ankunft der 'Pruefungsbeamten' von den Tribuehnen verzogen.


Weiss werden die Lipizaner erst wenn sie aus der 'Pubertaet' herausgewachsen sind und dann auch nicht alle.  Die Bereiter haben immer ein/zwei 'Braune' in der Gruppe - als Gluecksbringer fuer den 'ewigen' Fortbestand der Reitschule. Hengste anderer Pferderassen haben sich uebrigens fuer die Dressuren dieser Span. Hofreitschule nicht bewaehren koennen. Gewalt sei absolut verpoent, Geduld und  Veranlagung sind Grundlage der Ausbildung. Sporen werden nicht eingesetzt. Auch die Ausbildung der Reiter ist eine Geduldsfrage bis zu 7 Jahre dauert sie und dann muss eine Bereiterplanstelle frei sein - die Bezahlung ist auch nicht sehr ueppig. Im althergebrachten Maennerberuf gibt es seit 2008 auch eine Frau in der Ausbildung.  


 

RWo, 08.11.2012

Fortsetzung des Herbstausflugs II weiter zum Stift Melk

 


Unser Besuch im Schloss Artstetten war ja viel weniger zeitaufwaendiger als gedacht. Da mussten wir - wie schon geschrieben -  ein Taxi ins ca. 40km donauabwaerts gelegene Melk nehmen.


Das hat sich gelohnt. Wir waren zwar schon in frueheren Jahren in Melk und Stift Melk - aber heuer bei herrlicher Herbstsonne und toll restauriertem Stift und seinen Gartenanlagen war es wieder ein Erlebnis. Natuerlich gab es viele Touristen, die die ehemalige mittelalterliche Festung, das heutige Benedektiner Stift und Weltkulturerbe gleichzeitig mit uns besuchten.


Seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts hatten die Babenberger hier eine grosse Burgfeste gebaut. Sie wurde dann aber bereits Ende des Jahrhunderts zum Kloster umgebaut. Das Stift wurde Begraebnisstaette des heiligen Koloman. Die alten Urkunden ueber Gruendung des Stiftes und der Klosterschule sind vorhanden, allerdings gibt es den Verdacht auf sehr fruehe Faelschung der Dokumente.


Wie dem auch sei, im Jahre 1297 dann brannten Stift, Burg und Nebengebaeude und wurden zerstoert. Das Stift war dadurch auch wirtschaftlich am Ende. Ueber gut 200 Jahre dauerte der wirtschaftl. Niedergang und besonders der moralische Verfall des Klosters. Erst die auf dem Konzil in Konstanz (1414-1418) beschlossene allgemeine Reform der Benedektiner Kloestergemeinschaften bescherte Stift Melk wieder einen allgemeinen Aufschwung. Die "Melker Klosterreform" wurde die naechsten Jahre Vorbild im gesamten suedl. deutschen Sprachenraum.


Die Hussiten-Kriege, Aussereinandersetzungen zwischen Kirche und Kaisertum, die Tuerkenkriege und die Reformation waren Gruende fuer die wechselvollen Zeiten der naechsten Jahrzehnte. Nach Beendigung des 'Dreissigjaehrigen Krieges' wurde Melk wie der gesamte Benedektiner Orden geistig theologischer Mittelpunkt der sog. Gegenreformation.


Schon um die Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert begann man das Stift zu restaurieren bzw. neu zu bauen.  Als Kirche und Kloster um 1736 wiederhergestellt waren, brannte es wieder verheerend, sodass erst 1748 nach erneuter Wiederherstellung die praechtige Stiftskirche wieder geweiht werden konnte.


Die wechselhaften Geschicke des Klosters sind aber bis in die heutige Zeit bzw. bis nach dem zweiten Weltkrieg und der Selbststaendigkeit Oesterreichs geblieben: Kaiser Joseph's Kirchenreform traf das Kloster hart, u.a. wurden Klosterschule und Seminar aufgeloest und nach Wien zwangs verlegt. 1805 brannte es wieder einmal, 300 russische Kriegsgefangene der Napoleonzeit kamen ums Leben. Die Revolution 1848 schraenkte die wirtschaftl. Stellung ein. Die 'Modernisierung' mit fl. Wasser, Kanalisation, Elektrifizierung wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts mit' Kulturgegenstaenden' des Klosters bezahlt. Die Nationalsozialisten 'modelten' nur das Stiftsgymnasium um. Es gab keine Schaeden aus Krieg und Besatzungszeit. In den 60er und den 90er Jahren fanden Grundsanierungen statt. Heute 'lebt' das Stift von seiner Landwirtschaft und besonders vom Tourismus.


Stift Melk ist die groesste, weitlaeufigste und wohl auch die praechtigste barocke Klosteranlage in Oesterreich, 1365 Fenster werden an der Anlage gezaehlt - Oesterreichs fensterreichstes Gebaeude. Man betritt die riesige Anlage durch das Osttor an der herrlich restaurierten, bzw. neugestalteten Garten- und Parkanlage vor der Nordostbastion vorbei. Die 'Heiligen' Leopold und Koloman halten 'Wache'. Ueber einen kleinen Hof gelangt man in die Benedektinihalle mit schoenem Deckenfresko. Aus den verschieden Raeumlichkeiten links und rechts dieses 'Torgebaeudes' schallen ausserhalb der Ferien 'Musik- und Kinderlaerm' des Stiftsgymnasiums. Weiter kommt man dann in den groessten, schlossartigen Stiftsplatz, die Giebelflaechen der Fassadentuerme der vier Himmelsrichtungen wurden historienmalerisch im spaeten 19. Jahrhundert hergestellt.


In der hinteren suedl. Ecke des maechtigen Platzes geht es dann ueber die 'Kaiserstiege' - eine schoenen breiten Prachttreppe - in die ehemaligen kaiserlichen Raeume. Heute sind sie Ausstellungsraeume fuer Klosterschatz, Ausstellung theologischer Grundsaetze der Lehre des Benedektiner Ordens u.ae.. Ein Spiegelraum vervielfaeltigt goldene Grossfiguren.


Die weiten Flure, die an den ehem. kaiserlichen Raeumen vorbeifuehren, zeigen die Laenge/Groesse (fast 200m) der Anlage. Durch einen relativ unspektakulaeren 'Durchgang' gelangt man dann 'ueberraschend' in den Festsaal, den herrlichen Marmor bzw. Kaisersaal, der fuer weltl. Empfaenge vorgesehen war. Echter und Stuckmarmor geben diesem Saal ein praechtiges Aussehen. Die ueberhohen Fenster und das riesige Deckenfresko ( gemalt von dem schon haeufiger erwaehnten Paul Troger ) tun ihr Uebriges. Die altgr. Goettin Pallas Athene und der Keule schwingende Herkules sind die Hauptprotagonisten dieses allegorischen Bildes.


Ein unauffaellige Tuer fuehrt hinaus auf die doppelgeschossige Altane an der westlichen 'Spitze' der Stiftsanlage. Sie ist ein markantes Bauelement - auf allen Ansichten 'von unten' aus der Stadt und von den Donauufern zu erkennen. Ebenso sind die Aussichten auf die Daecher von Melk, das Donautal und die umliegenden Huegel sehenswert. Am beeindruckensden ist jedoch, ueber den kleinen Vorplatz hinweg, der Blick auf die herrliche barocke Westfassade der Stiftskirche mit ihren hochaufragenden  Doppeltuermen.


Nicht nur ein herrlicher Aussichtspunkt ist die Altane, sie ist auch direkte Verbindung zum noerdlichen Stiftsfluegel mit der weltberuehmten Melker Stiftsbibliothek. Zwar fehlen die allermeisten Handschriften und Codices aus der Zeit vor dem verheerenden Brand von 1297, aber es sind bis heute noch superviel Handschriften und Buecher gesammelt worden. Die Bibliothek ist heute immer noch oeffentlich. Die praechtigen Deckenfresken sind auch hier vom Barockmaler Paul Troger gemalt worden. Im Gegensatz zu den weltl. Allegorien des Marmorsaals hat er hier christl. Allegorien gewaehlt. Der stimmungsvolle Gesamteindruck des groesseren der zwei Bibliotkekssaele wird hervorgerufen bzw.unterstuetzt von den schoenen in warmen Toenen gehaltenen hoelzernen Intarsienarbeiten und den fast einheitlichen hellbraunen Bucheinbaenden. Photographieren ist leider verboten.


Von den Bibliotheksraeumen gelangt man durch eine ausgemalte Wendeltreppe - sie fuehrt scheinbar endlos in die Turmspitze - in den ueberwaeltigenden Kirchenraum. Das gesamte Stift ist dem Petrus und dem Paulus gewidmet, sie geben sich unter einer ueberdimensional grossen Papstkrone die Hand zum Abschied. Das alles geschieht unter den Augen von Gottvater. Alttestamentl. Propheten vervollkommnen das Hochaltarensemble. Man muss ersteinmal die Augen an das viele Gold gewoehnen. Dann kann man die maechtige Vierungskuppel geniessen, dann sieht man trotz des ueberwiegenden Blattgoldes die Mehrfarbigkeit ( z.B. Grau-, Gruen-, Orange- und Brauntoene und dazu noch Kupferfarben ). In den Seitenkapellen werden an den prachtvoll gestalteten Altaeren der 'wichtigsten'. Kirchenheiligen gedacht: So haben hier St. Koloman, St. Benedikt, St. Michael, Die Heiligen Drei Koenige, St.Leopold, St. Sebastian, St.Johannes der Taeufer und St. Nikolaus ihre 'Verehrungsstaetten'. Irgendwann geht der Blick von der beidseitigen Goldpracht auch an die herrlichen Deckenfresken nebst ausgemalter Laterne der riesigen Kuppel. Zum Schluss muss natuerlich auch noch die alles uebertreffende goldene Kanzel erwaehnt werden - bei der Pracht kann man sich gar nicht vorstellen, dass man sich auf die Predigten der Moenche des  'Akademiker-Ordens' konzentrieren kann.


Im Uebrigen ist das Stift Melk eben eines der hervorragenden 'Vertretungen' der Barockpracht-Kirchen-Bauten, die im Geist der Gegenreformation Pracht und Groesse des wieder erstarkten roem.kath. Kirchenglaubens versinnbildlichen.


Zur Erholung und zum 'Augenausruhen' laedt der im Barockstil gestaltete Stiftsgarten ein und ebenso der huegelaufwaerts gelegene im Stil eines engl. Parks angelegte Stiftspark. 'Mittelpunkt' ist ein barocker dreiraeumiger Pavillion, der auch das Gartenrestaurant beherbergt. Aussergewoehnlich ist die malerische und farbliche Gestaltung der Innenraeume: Exotische Motive zieren Waende und Decken. Exotische Tiere, Menschen und Pflanzen sind wunderschoen dargestellt, dazu geben grosse Fenster Ausblicke in die gaertnerische Realitaet. An der noerdlichen Seite des Pavillons, knapp am Felsenrand wurden Baumalleen gepflanzt. Einige der Spielereien ( Spiegeleien ) folgen barocker bzw. Rokoko-Tradition. Die Suedseite wurde mit exquisiten Rosenarten bepflanzt, deren herrlicher Duft uns wieder einmal begeisterte. Neben maechtigen herbstl. gefaerbten Baeumen und Bueschen fiel uns besonders 'auf der Hoehe' die imposant geformten und ausladenden Lindenbaum-Arrangements auf. Durch den neuzeitlichen 'Gemuese- und Blumengarten' ging unser Weg dann am Ende eines 'sehenswuerdigen' Tages 'runter zur heimwaerts fahrenden OeBB.


 

RWo, 28.10.2012

Herbstausflug II Schloss Artstetten

 


Das Schloss Artstetten in der Wachau ist 'beruehmt' als langjaehriger Wohnsitz des Kronprinzen Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Familie.


Artstetten war wohl seit dem 13. Jahrhundert 'Sitz' verschiedener Adelsfamilien, ehe es 1883 von der kaiserlichen Familie erworben wurde und als Sommersitz verschiedener Generationen von Familienmitgliedern der kaiserlichen Familie bewohnt wurde. Zuletzt vom Thronfolger Franz Ferdinand. Dieser hatte etwas unter seinem Stand geheiratet und lebte hier etwas abseits von Wien mit seiner Frau Sophie und insgesamt drei Kindern. Politisch war er nicht immer gleicher Meinung mit seinem Vater Franz Joseph II - er wird in der Geschichtsschreibung gern als 'Modernisierer' beschrieben.


Seine Ermordung zusammen mit seiner Frau Sophie auf offener Strasse waehrend eines Staatsbesuch in Sarajewo in Bosnien 1914 war letztendlich der 'Anlass' fuer den Ausbruch des I. Weltkrieges. Wegen seiner 'morganatische Ehe' haette er nicht gemeinsam mit seiner Ehefrau in der kaiserlichen Kapuzinergruft in Wien die letzte Ruhestaette finden koennen. Vorsorglich hatte der Kronprinz deswegen 'ihre gemeinsame letzte Ruhestaette' bereits 1910 unterhalb der Schlosskirche in Artstetten bauen lassen. Die tragische Geschichte und die Gruft mit den Sarkophagen des ermordeten Kronprinzenpaares sind neben dem 'romantischen' Schloss und dem als ebenfalls romantisch beschriebenen Schlosspark heute ein beliebtes Touristen Ziel.


Im Jahre 1982 wurde in den Schlossnebengebaeuden ein 'Erinnerungsmuseum' eingerichtet. Ausgestellt und liebevoll zusammengestellt wurden zahlreiche Bilder, Urkunden, persoenliche Gegenstaende der Kronprinzenfamilie, dazu im Foyer zwei baugleiche Fahrzeuge, die wohl Begleitfahrzeuge beim tragischen Ereignis in Sarajewo waren. An einer der Schlosskirchentueren fanden wir einen Hinweis auf den Patron und Schutzheiligen der Journalisten - boeswillig betrachtet hat dieser heilige Franz wohl den Ueberblick verloren. 


Das Schloss und der Park werden heute von Nachkommen des Kronprinzenpaares bewohnt, beides ist nur an wenigen Terminen im Sommer innerhalb einer Fuehrung der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. Das Museum und die 'Lage' und das Terrassenrestaurant sind dennoch auch in normalen Zeiten eine Reise wert, allerdings muss das Erreichen bzw. die Rueckreise mit den Oeffi's genau geplant werden. Wir hatten die Rueckreise zeitlich nicht gut geplant und sind dann per Taxi ins etwas weiter donauabwaerts gelegene Melk gefahren. Davon aber in der Fortsetzung des naechsten Kapitels.

RWo, 27.10.2012

Wien liegt an der Wien und der Donau

 


Also die Stadt Wien wurde schon von den Roemern am Fluss Wien gegruendet und hat sich bis an die Donau ausgedehnt. Die Wien muendet heute im 1. Bezirk in den stark stroemenden Donaukanal  der noerdl. abzweigend von der eigentlichen Donau in einem Bogen durch den 1. Bezirk fliesst. 


Zwei Staustufen stauen weit vor und hinter Wien die Donau auf. Sie ist dadurch  zu einem gerade dahinfliessenden breiten Strom geworden. Hier befinden sich am Uferlaendle die Anleger fuer die langen und breiten Donaukreuzfahrer. Die urspruengliche Donau wurde zur 'Neuen Donau', heute eine von den Wienern total angenommene Bade- und Freizeitregion. Zwischen Donau und 'Neue Donau' ist die langezogenen Donauinsel entstanden. Mit einigen Altarmen dazu 'ergab' sich dadurch eine neue Auenlandschaft, sie bildet heute mit dem Praterwald eine weitflaechige Gruen- und Waldlandschaft. Sie ist der Beginn des Donau-Nationalparks, der dann ab der unteren Donaustaustufe und dem weiten Donauhafen die Auenlandschaften der Uferregionen schuetzt. Von der  Aussichtsterrasse des Leopoldberges und vom TV-Turm im Uno-Park hat man einen weiten Blick ueber die div. Donau-Verlaeufe.


Wir gehen gern an der 'richtigen' Donau spazieren, gleich um die Ecke von unserer Wohnung gibt es eine S-Bahnstation und die nutzen wir um eine Station weiter ans Donauufer zu fahren. Es gibt dann Richtung Stadt in angenehmer Entfernung die Donaumarina mit sehr guter Kueche und angenehmer Aussengastronomie. Der Schiffsverkehr auf der Donau ist aeusserst gering, mit Ausnahme in den Abendstunden, wenn die Kreuzfahrer flussabwaerts nach Belgrad und Budapest fahren. Haeufig laufen wir nach der Rast noch flussaufwaerts weiter bis zu den 'Laende'. Dort bewundern wir dann die lange Reihe der Touristendampfer, die hier zu zweit oder sogar zu dritt nebeneinander liegend, ihren Schiffspassagieren den Wien-Aufenthalt ermoeglichen. Von der eigentlichen Stadt Wien sehen die Schiffstouristen von ihren Deckstuehlen wenig, dafuer ist der Blick nach 'Transdanubien' hinueber zur Unocity 'einmalig'. Wenn es im Winter lausig kalt wird versammeln sich weit ueber 300 Schwaene hier und lassen sich von staedt. Beamten fuettern.


Der Verlauf der Wien und ihrer Ufer im Stadtgebiet hat seit dem Ende der letzten Tuerkenbelagerung Stadtplaner und Architekten beschaeftigt. Zwischen dem Gelaende von Schloss Schoenbrunn und der Muendung wurde der Fluss eingesaeumt, gleich neben dem Flussbett, wegen der Hochwassergefahr hoeher gelegen, wurde eine Bahnlinie errichtet. Oberhalb der Bahn an beiden Ufern wurden Strassen angelegt. In 'kuehnsten' Plaenen, hauptsaechlich des bekannten Architekten und Stadtplaners Otto Wagner, sollte der Flussabschnitt von der Muendung flussaufwaerts beidseitig eine Prachtallee werden. Dazu hat das Geld aber nie gereicht.


Einige Ideen sind verwirklicht worden. So wurde der Fluss 'eingemauert'. An der Muendung in den heutigen Donaukanal stehen einige Prachtbauten, weiter flussaufwaerts gibt es einen huebschen Abschnitt laengs des Stadtparks. Unter dem Naschmarkt verschwindet die Wien. Links und rechts der Wien dort am Naschmarkt stehen repraesentative Reihenwohnhaueser. Die Hausnummern Linke Wienzeile 38 und 40 haben praechtige Jugendstilfassaden. Die Wohnhaeuser wurde innen und aussen von Otto Wagner geplant und errichtet. Am Karlsplatz entstanden Bahnhofspavillons der Bahnlinie in Richtung Schoenbrunn und weiter nach Hietzing. Der Kaiser erhielt in Schoenbrunn einen eigenen Haltepavillon, der und die uebrigen Haltestellen, die ueber den Gleisen  errichtet wurden,sowie Strassenbruecken und Schutzgelaender wurden nach Entwuerfen Otto Wagners errichtet. Der 'zugemauerte' Fluss hat normalerweise nur einen geringen Wasserstand, er fliesst etwas 'mikerig' aber die Hochwassergefahr machte wohl ein steinernes Flussbett noetig.


Auch die Ufer des Donaukanal ergeben optisch im 1. Bezirk nicht gerade eine gelungene  Erscheinung. An der noerdlichen Abzweigung sind die Ufer beidseitig noch sehr schoen begruent und die Ufer-Wege angenehme Gruenanlagen. Zur Stadtmitte hin ueberwiegen hohe Ufermauern, die beidseitigen Uferstrassen sind Zubringer zu den Gastronomiebetrieben, die in unterschiedlichsten Formen u.a. als Strandbaeder "Freizeitfeeling" erzeugen sollen. Am Schwedenkai liegt ein alter Raddampfer, heute ein Restaurantbetrieb, dort befinden sich die Anleger der schnellen Luftkissenboote der Zagreb-Linie und andere Bruecken fuer die Sightseeing-Schiffe. Eine Attraktion ist zweifelsohne das Schiffsschwimmbad mit seinen Liegeflaechen und seinem Restaurationsbetrieb.


Ueber die Ergebnisse der von der Stadt in Auftrag gegebenen Sprayerbilder an den beidseitigen Ufermauern ist man sehr geteilter Meinung, besonders da die 'Qualitaet' sehr unterschiedlich ist, einige sind ganz fotogen. Da einzelne Restaurationsbetriebe Liquiditaetsprobleme haben und diese Lokalitaeten entsprechend ungepflegt erscheinen sind die Kanalufer-Regionen Dauerdiskussionsthemen mit der Stadtverwaltung. Neben den Auftragskuenstlern gibt es leider vielzuviele "Amateur-Schmierereien" - schade drum. Auch sind viele  'Kunstwerke' inzwischen verwaschen und verblasst und von Gestraeuch ueberwuchert.


 

RWo, 12.10.2012

Ausfluege nach Baden bei Wien

 


Da haetten wir doch beinahe unsere Ausfluege nach Baden bei Wien vergessen.


Baden ist das mondaenste der vielen alten Thermalbaeder am Rande der Wiener Wald-Auslaeufer. Baden ist wunderbar mit den Oebb zu erreichen, allerdings noch bequemer mit den Badener Lokalbahnen, die direkt vom Wiener Opernhaus bis in die Innenstadt von Baden fahren. Angezogen wurden wir durch den maechtig beworbenen Rosengarten. Allerdings sind der Stadtmittelpunkt, einige Gassen, das Kurhaus mit dem schoenen Kurpark, die vielen Thermen (innen und aussen) ebenfalls besuchenswert. Zum Baden in Baden haben wir es nicht gebracht....nur fuer einen kurzen Besuch ist das dann doch sehr kosten intensiv. Baden war als 'Sommerfrische' sehr beliebt bei den Kaiserfamilien, beim Hofstaat und bei Kuenstlern (Beethoven) und reicheren Buergerfamilien. Im Sommer heute 'ueberschwemmen' die normalen Wiener das Kurstaedtchen.


Das Rosarium ist super. Ein ehemaliger 'Schlosspark' wurde praktisch zum 'Rosenausstellungspark'. Das Schloss mit seiner Gartenterrasse ist zu einem Sternehotel umfunktioniert. Besonders fuer grosse Feste wird der Schlosshof maechtig 'aufgebrezelt'. Ein Pavillon mit Gastgarten liegt an einem romantischen grossen Teich - mit Stuhlstilleben - und laedt natuerlich mindestens zu einem 'Gespritzten' ein. Ueber dem ganzen Park liegt ein wunderbaren Duft, der das Schlendern durch die vielen Rosenarten besonders angenehm macht. In dem gesamten Staedtchen sind praechtige gepflegte Blumenrabatte angelegt. Besonders angenehm fiel uns ein Denkmal eines Photographen-Touristen auf, der Blumen genauso zu lieben scheint, wie wir. Deswegen haben wir ja auch Baden bereits mehrmals besucht. 


 

RWo, 11.10.2012

Herbstausflug I : Zisterzienserkloster Stift Heiligenkreuz

 


Cisterciensermoenche sind Benedektinermoenche. Sie haben sich in einer Reformbewegung Ende des 11. Jahrhunderts im Suedwesten Frankreichs gegruendet. Bernhard von Clairvaux ist wohl der bekannteste unter den neuen Ordensgruendern.


Gegruendet wurde das Kloster Heiligenkreuz 1133 vom damaligen Landgrafen Leopold aus dem Babenbergergeschlecht - spaeterer Erzherzog und 'Gruenderfuerst' Oesterreichs und noch spaeter der 'Heilge Leopold', Nationalheiliger. Heiligenkreuz wurde Grabkirche des Babenbergergeschlechts. Im 12.Jahrh. erhielt Leopold V eine Kreuzes -Reliquie, die er dem Stift Heiligenkreuz uebergab. Seit diesen Zeiten ist das Stift ein viel besuchter Wallfahrtsort.  


Heute beherbergt das Stift eine Klosterschule und ein Theologisches Seminar. 2007 besuchte Papst Benedikt das Kloster. Ganz 'neu' bekannt wurde Heiligenkreuz durch herrlich 'Gregorianik' singende Moenche und deren TV-Auftritte und DVD/CD's.


Wir sind bereits schon einmal im Spaetherbst 2011 in Heiligenkreuz gewesen - man kann das Sift sehr gut mit Oeffis erreichen. Im Fruehherbst 2012 sind wir dann bis zum bekannten Kloster Mayerling gefahren und von dort ueber den Berg und durch stille schmale Bach-Taeler zum zweiten Mal nach Heiligenkreuz 'gewandert'. Das Kloster Mayerling wird von Karmeliterinnen bewohnt und gefuehrt. (Die Karmeliterinnen sind die weiblichen Mitglieder des ehemaligen Bettelmoenchsordens der Karmeliter).


Mayerling war bis zum Jahre 1889 ein Jagdschloss der Habsburger. Beruehmt wurde es durch tragische Ereignisse: Der depressive Kronprinz Rudolf - u.a. auch deprimiert durch das Scheitern seiner Ehe - suchte eine 'Gespielin' mit der er gemeinsam sterben wollte. Er fand sie in der 16jaehrigen Mary Baronesse von Vetsera. Diese hatte ihm - damals machten das viele junge Damen -  schwaermerische Briefe geschrieben, er lernte sie kennen und dann lieben. Das aussichtslose und 'unschickliche' Verhaeltnis mag beider Todessehnsucht noch verstaerkt haben. Es ist nicht restlos geklaert, was in der Todesnacht genau abgelaufen ist. Der kaiserliche Hof versuchte das 'Unglueck' zu vertuschen,die Familie von Mary Baronin von Vetsera ebenfalls.


Der Kronprinz wurde mit allen Ehren in der kaiserl. Gruft in Wien bestattet wurde. Die Beisetzung und die Grabruhe der Baronesse war dann noch bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eine melodramatische Abfolge unvorstellbarer Geschichten: Noch in der Todesnacht soll Mary in einem schlichten Holzsarg von ihrem Bruder auf dem Friedhof von Heiligenkreuz beerdigt worden sein. Im Mai wurde der schlichte Holzsarg dann feierlich in einen prunkvolleren Kupfersarg eingefuegt, der dann in einer von der Mutter gestifteten Gruft aufgestellt wurde. In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges brachen Grabraeuber den Sarkophag auf und beschaedigten dabei Holz- und Kupfersarg. Im Jahre 1959 wurden die Ueberreste der Baronin erneut umgebettet und zwar in einen wertvollen Zinnsarg, gestiftet von einer Enkelin eines Leibwaechters des Erzherzogs. Dieser Sarg wiederum wurde 1991 aus der Gruft entwendet, von einem Moebelhaendler aus Linz - warum auch immer. Erst im Jahre 1992 wurde der Sarg beschaedigt wieder aufgefunden, die Gebeine der Baronin erneut umgebettet, diesmal in einen 'einfachen' Metallsarg, um dann immerhin bis heute eine letzte Ruhestaette auf dem Heiligenkreuzer Friedhof zu haben.


Das Jagdschloss wurde noch im Jahre 1889 zu einem Kloster umgebaut und dem Karmeliterinnen Orden uebergeben. Diese fuehren das Kloster bis heute. Es ist fuer Touristen nicht zu besichtigen. Der beschaedigte Zinnsarg wird neben einigen Gebrauchsmoebeln und vielen Zeitungberichten ueber das 'Unglueck' in einem kleinen Museum gleich neben der neugotischen Kapelle des heutigen Klosters gezeigt.


Wir sind - wie gesagt - dann bei dem schoenen Wetter ueber einen Berg und entlang enger Bachtaeler zum Kloster Stift Heiligenkreuz gelaufen. Der lange Spaziergang ist empfehlenswert. Eine ebenfalls sehr empfehlenswerte Fuehrung im Stift hatten wir bereits bei unserem ersten Besuch mitgemacht - daher stammen auch die meisten Bilder. 


Mitten im weitlaeufigen Arkadenhof steht unter einer Gruppe riesiger Baeume eine praechtige Dreifaltigkeitssaeule vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie lenkt etwas ab vom durchaus unauffaelligen spaetromanischen Westchor der Stiftskirche. Ein hochromanischer Kirchenraum geht in eine fruehgotische Chorhalle ueber. Der 'Uebergang' der beiden Architekturstile ist erst rchtig bemerkbar wenn man im gotischen 'Teil' zurueck zum westl. Eingang blickt. Nach Restaurierung ist die Barockausstattung - ausser in der Sakristei - wieder entfernt worden, nur das praechtige Barock-Chorgestuehl blieb erhalten.


Bei einer Fuehrung geht es dann durch lange, teilweise mit herrlichen schwarz/weissen und bunten Fenstern versehenen Kreuzgaenge und alte Klosterraeume - auch hier gibt es wieder romanische und gotische Elemente. Hunderte Saeulen des Kreuzganges versinnbildlichen die Baeume des Paradieses. Die Grabkapelle des Leopold und die sog. Brunnenstube mit fast vollkommen bemosten Brunnenschalen sind neben den ganz alten Glasfenstern die herausragenden Besuchsziele. In der Fruehzeit des Zisterzienser Ordens gab es ein sehr strenges Bilderverbot,  sodass die aeltesten Fenster 'nur' in schwarz/weisser Ornamentik - den sog. Grisaille-Scheiben - erhalten sind, ca. 200 Jahre juenger sind die aeltesten Buntglasfenster.


Nach einer Erholungspause im Gastgarten der grossen Klosterschaenke war noch Zeit fuer einen kurzen Gang zum benachbarten 'Kreuzweg'. Er zieht sich 'malerisch' einen Huegel hinauf mit Blick auf Klosterkirche, Stiftsanlage und Ortschaft. 

RWo, 10.10.2012

Teil II : Perlen der hochherrschaftlichen Wohnkultur: Hermesvilla

 


Fast eine Tagesreise fuer uns unmotorisierte Touris war dann der Ausflug in den Lainzer Tiergarten. Dieser ist ein weitlaeufiges huegeliges Waldgebiet am Stadtrand von Wien, praktisch der letzte Auslaeufer des Wienerwaldes. Um die Landwirte der Umgebung vor Wildschaden zu schuetzen, wurde schon vor ueber 300 Jahren ein riesiges Waldgebiet mit einer mannshohen Mauer umgeben - das hinderte natuerlich auch praktischer Weise, dass sich das viele Wild weitlaeufiger 'verteilte' und so war die hochherrschaftliche Jagd natuerlich auch einfacher.


Wie seine Vorvaeter auch, jagte Franz Joseph II hier gern. In der Hoffnung, seine unrastige, geliebte Frau Sissi haeufiger in Wien halten zu koennen, liess er den Jagdhof zu einem Schloss umbauen. In einem zu einem Park umgestalteten Waldteil wurde das Schloss errichtet. Sissi war zwar haeufig hier, besonders zum Ausreiten, aber heimisch ist sie auch hier nicht geworden. Der Kaiser hatte wohl mit der Einrichtung auch nicht gerade ihren Geschmack getroffen. 


Jedenfalls machen die prunkvollen kaiserlichen Gemaecher heute einen sehr schwuelstig bis schwuelen Eindruck. Noch beim heutigen Betrachten des bombastischen Bettes und der gesamt dunkel gehaltenen Ausschmueckung des Schlafzimmers kommt kein 'Wohlbehagen' auf. 


Das in dunkler Ziegelarchitektur mit Tuermchen, Erkern, vielen Zinnen und Eisenarkarden bewehrte Schlosshauptgebaeude wurde in gut vier Jahren ab 1882 erbaut. Innen ueberwiegen Holztaefelungen, Tapeten, Wandmalereien und schoene Holzparkettboeden. Zur Zeit wurde in einer Langzeitausstellung der Kaiserin Sissi gedacht und so wurden viele der kaiserlichen Raeume mit originalen Moebeln ausgestattet. Hell und freundlicher sind in 'Paterre' die 'Sala Terrena' und in der oberen Etage der Festsaal gehalten. Letzterer wurde auch vom Kaiser mitsamt dem Hofstaat sonntaeglich zum Gottesdienst genutzt. Ein 'aufklappbarer Wandschrank' barg den Altar. In beiden festl. saalartigen Raeumen haben uns die praechtigen Kronleuchter ( wie auch in den meisten anderen Raeumen ) gefallen, die sich in den riesigen Spiegeln jeweils zu vervielfaeltigen scheinen.


Der sonst uebliche 'freie' Ehrenhof vor dem Schloss ist hier mit maechtigen Lebensbaum-Kunstformen ausgefuellt, gegen die die Schlossnebengebaeude ziemlich ' klein ' erscheinen. Verspielte Brunnen, Grossfiguren und verzierte, zierlich wirkende eiserne Wandellauben kontrastieren den Eindruck des dunklen Ziegel-Schlosses. Auch Brunnen und der Terrassenaufgang auf der Parkseite  lassen den Bau selbst viel freundlicher wirken, den Eindruck kann aber auch unsere 'Pause' im sonnigen Schloss-Schanigarten bewirkt haben. Die Hermesfigur auf gepflegtem Rasenrund  stand Pate aus welchem Grund auch immer fuer das Jagdschloss - Hermesvilla. 

RWo, 04.10.2012

Teil I : Perlen herrschaftlicher Wohnkultur: Schloss Hetzendorf, Geymueller Schloessel

 


Normale Touristen haben kaum die Zeit beim normalen Touri-Programm diese Schloesser zu besuchen.


Das Hetzendorfer Schloss ist zudem normalerweise geschlossen - wir konnten es am 'Tag des Denkmals' besuchen. Das Barockschloesschen ist untervermietet an die Intern. Modeschule der Stadt Wien. Die nutzt das gesamte Erdgeschoss und die Nebengebaeude. Das eigentlich Bewunderungswuerdige ist im Obergeschoss der Festsaal mit seinen 'Nebenraeumen' - darunter das weitgeruehmte 'Japanische Zimmer'. Zu wertvoll ist hier geradezu die 'Ausstattung' und deswegen versicherungsmaessig viel zu teuer, um taeglich betrachtet werden zu koennen.


Anfang 1700 wurde das Schloesschen zu seinem heutigen Aussehen umgestaltet. Viele hochherrschaftliche Bewohner und Gaeste hatte das Schloss - unter ihnen die Mutter von Kaiserin Maria Theresia und zuletzt  die Kaiserin Zita, die hier mit ihrem Mann als 'Kronprinzenpaar' waehrend der II. Weltkriegsjahre laegere Zeit wohnte.


Die aufwaendige Herstellung der Deckenfresken wird 'am Rande' anschaulich erlaeutert. Thema des Festsaals sind allegorische Darstellungen des 'Sonnenzyklus' der Jahreszeiten, der Monate und Tage. Die Waende zeigen einzelne Goettergestalten und die vier Elemente. Der abgetrennte Gartensaal ist mit Grossportraets und mit grossen goldenen Spiegeln versehen, sie 'vergroessern' den Raum. Der Balkon ist schmal, gibt aber einen schoenen Blick auf den Park frei (leider nicht oeffentlich zugaenglich). Am meisten fasziniert dann ein Nebenraum: In die mit edlen Hoelzern und mit Goldornamenten versehenen getaefelten Waende sind  deckenhohe alte japanische Tapeten eingefuegt, sie werden aufgelockert durch kleine Wandborde auf denen kleine motivreiche Figuren 'japanisches Leben' darstellen sollen. Diese fein gearbeiteten Specksteinfiguerchen sind wirklich bewundernswert. Wir waren froh ueber den 'Tag des Denkmals'.


Die zweite 'Perle' ist fuer uns das 'Geymueller Schloessel' ( nur sonntags geoeffnet ). 'Ausnahmsweise' hatte dieses Schloesschen keinen 'adeligen' Erbauer. Der Wiener Bankier Johann Jakob Geymueller kaufte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein grosses Stueck Wald am Rande des Wienerwaldes im heutigen Vorort Ploetzleinsdorf und baute sich dorthin ein feudales Sommerhaus - gotische, arabische und auch indische Elemente sind in der Fassade der Villa eingebaut. Geymueller gab hier beliebte Sommerfeste fuer die damalige Gesellschaft Wiens.


Spaeter gelangte das 'Schloessel' in den Besitz des Textilmagnaten Isidor Mautner, der allerdings das Anwesen  in der Wirtschaftskrise an die Nationalbank 'verpfaenden' musste. Die Nationalsozialisten enteigneten dann die Erben Mautner , ihnen gelang die Flucht vor dem NS-Regime. 1948 konnte die Republik Oesterreich nach wechselvollen Jahren das Anwesen uebernehmen und in den 60er Jahren an das MAK uebergeben. Das 'Museum fuer Angewandte Kunst' brachte hier eine wertvolle Uhrensammlung unter und gewaehrte dem Eigentuemer dieser herrlichen Uhrensammlung, Franz Sobek, lebenslanges Wohnrecht.


Die Reste der urspruenglichen Einrichtung wurde aus den Bestaenden des MAK ergaenzt, sodass das Geymeuller Schoessel heute neben den ausgestellten Uhren einen Einblick in die Wohnkultur des Empire und des Biedermeier ermoeglicht. Da gibt es denn auch einige 'scherzige' Ueberraschunegn; z.B. den in einem uebermaessig grossen Bucharrangement versteckten Papierkorb oder die phantastisch gemalte 'tolle Kuppel' des zentralen Raumes. Die Uhrensammlung hat auch einige Ueberraschungen: richtige Uhren in der Landschaftsbildern oder mechanische Darstellungen abhaengig vom Uhrwerk hinter Kulissenbildern.


Heute ist das Geymueller Schloessel auch Ort wechselnder zusaetzlicher Kunst-Ausstellungen des MAK mit dem 'Ziel' einen Dialog zwischen Vergangenheit und zeitgenoessischer Darstellungen herzustellen. Bei unserem Besuch war die Ausstellung des Londoner Designers Michael Anastassiadas in den Raeumen 'eingefuegt' - sein Thema: Time & Again. Spiegelformen, Kugeln und ein deckenhohes Pendel sind uns in Erinnerung geblieben. Irgendwie faszinierend wirkte auf uns diese 'Mischung' von verspielter Uhrensammlung, Stilmoebelarrangements und den Designstuecken des Londoner Designers.


Eine weitere Perle des hochherrschaftl. Wohnens, das kaiserliche Jagdschloss die 'Hermesvilla' bekommt ein eigenes Kapitel, Teil II der  'Perlen'.

RWo, 01.10.2012

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